08.07.2020

„Trittsicherer Pfad zur Klimaneutralität“

EU-Kommissin veröffentlich Energiestrategie

Die EU-Kommission hat soeben Strategien zur koordinierten Planung von Energiesektoren und zum Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Europa veröffentlicht.

Jens Geier, Vorsitzender der SPD-Europaabgeordneten und Mitglied im Industrieausschuss:

„Die EU-Kommission geht weitere Schritte in Richtung der Klimaneutralität in Europa. Wenn wir die Klimaziele für 2030 und 2050 erhöhen wollen, sind große Mengen bezahlbarer erneuerbarer Energie sowie Wasserstoff nötig - für die Dekarbonisierung von kritischen Sektoren wie Industrie und Verkehr. Wir brauchen dafür Energieinfrastruktur und stabile Versorgungsnetze und müssen endlich Energie, Industrie, Verkehr und Gebäudeplanung zusammendenken. Die Strategie zur Integration von Energiesystemen hat einen Blick auf alle Sektoren und damit den Grundstein für einen verlässlichen politischen Rahmen zur Dekarbonisierung gelegt. Dazu gehören so wichtige Maßnahmen wie etwa Pilotprojekte zur Elektrifizierung von Produktionsprozessen in der Industrie. Wir werden jetzt auf die konkreten Legislativvorschläge warten, um sie genau zu prüfen.“

„Ich begrüße den ganzheitlichen Ansatz der Wasserstoffstrategie. Die EU-Kommission geht darin zu Recht auf Produktion, Nachfrage, Investitionsbedarfe, Forschung und Innovation ein. Endlich wird die internationale Dimension berücksichtigt, die leider bislang oft zu kurz kam: Europa braucht im Bereich Wassersstoff eine gute Kooperation mit seinen Nachbarn, vor allem Nordafrika, um ausreichend grünen Wasserstoff importieren zu können. Denn die benötigten Mengen an erneuerbarem Wasserstoff können wir nicht allein produzieren. Innovative Maßnahmen wie die Wasserstoff-Allianz oder die sogenannten Carbon Contracts for Difference stellen einen trittsicheren Pfad zur Klimaneutralität in Aussicht, den die Industrie gehen kann. Diesen Pfad dürfen wir nicht mehr aus den Augen verlieren, denn der Klimawandel wartet nicht.“

 

Tiemo Wölken, Mitglied im Umweltausschuss:

„Es ist gut, dass die Wasserstoffstrategie sowohl die Produktion als auch die konkrete Verwendung von Wasserstoff anspricht. Weil Wasserstoff nicht unbegrenzt vorhanden ist, muss er sinnvoll eingesetzt werden. Die Emissionen im Verkehrsbereich sind noch immer viel zu hoch, daher muss die EU-Kommission im Herbst ehrgeizige gesetzliche Verwendungsquoten für Treibstoffe auf Wasserstoffbasis im Schiffs- und Flugverkehr vorschlagen. Aber auch in der Industrie liegen große Chancen, durch den Einsatz von Wasserstoff die Treibhausgasemissionen drastisch zu senken: Mit der richtigen Unterstützung könnte beispielsweise emissionsfreier Stahl schon 2030 wettbewerbsfähig sein.“

„Laut der EU-Kommission könnte Wasserstoff aus erneuerbaren Energien bereits 2030 günstiger sein als sogenannter Blauer Wasserstoff, hergestellt aus Erdgas. Dafür sind allerdings große öffentliche Anschub-Investitionen und in Deutschland auch ein niedrigerer Strompreis nötig. Wir sollten diese Investitionen jetzt tätigen und nicht aufs falsche Pferd setzen: Blauer Wasserstoff aus Erdgas verursacht bei der Herstellung weiterhin CO2, das mittels Verpressung unter die Erde entsorgt werden muss. Das ist heute noch immer nicht machbar und wird morgen nicht wettbewerbsfähig gegenüber Wasserstoff aus erneuerbaren Energien sein. Keines der bisher durch die EU finanzierten Projekte zur CO2-Verpressung konnte erfolgreich zu Ende geführt werden und auch die Akzeptanz in der Bevölkerung sehe ich nicht.“