16.05.2025

"Signal der Geschlossenheit und Handlungsfähigkeit"

EU-UK-Gipfel in London markiert Wendepunkt in Beziehungen

Zum ersten Mal seit dem Brexit kommen am Montag, 19. Mai 2025, in London politische Vertreter:innen von höchster Ebene zu einem offizieller EU-UK-Gipfel zusammen. Im Fokus des Gipfels steht die Stärkung der Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien, insbesondere in den Bereichen Handel, Verteidigung und Sicherheit.

Bernd Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses im EU-Parlament:
"Es ist an der Zeit, den Sound des Neubeginns, den wir seit dem Amtsantritt der neuen Regierung hören, mit konkreten Lyrics zu unterlegen.
Von den Vorgängerregierungen wurde in Sachen Vertrauen viel Porzellan zerschlagen. Nun gibt es einen Neustart, aber das Momentum müssen die Partner jetzt auch nutzen. Dabei sollte man nicht mit den am höchsten hängenden Früchten starten, sondern mit Bereichen, in denen man realistische Chancen auf eine engere Zusammenarbeit hat. Darauf aufbauend kann man später dickere Bretter bohren. Die Partner sollten den Gipfel deshalb nutzen, um einen klaren Fahrplan für Bereiche wie Verteidigung, Energie oder Jugendmobilität aufzustellen, in denen wir - auf der Grundlage des Abkommens über Handel und Zusammenarbeit - unsere Zusammenarbeit weiter verstärken könnten.

Zudem sollten wir das Potenzial des Abkommens voll auszuschöpfen. Denn auch bei der Erleichterung unserer Handelsbeziehungen gibt es noch Raum für Verbesserungen. Der Gipfel sollte der Ausgangspunkt für eine neue Ära sein. Dieses Engagement könnte unterstrichen werden, in dem die Partner neue regelmäßige Strukturen auf höchster politischer Ebene schaffen, die über die im Abkommen über Handel und Zusammenarbeit verankerten Tagungen des Partnerschaftsrates und der Sonderausschüsse hinausgehen. Auf jeden Fall sollten nach dem Gipfel beide Seite wissen, wohin die Reise gehen soll."


Tobias Cremer, außenpolitischer Sprecher der Europa-SPD:
"In Zeiten russischer Aggression und der unberechenbaren Trump-Administration ist eine verstärkte sicherheits- und verteidigungspolitische Zusammenarbeit zwischen der EU und Großbritannien im ureigenen beiderseitigen Interesse. 
Der geplante euro-britische Verteidigungspakt eröffnet die Möglichkeit, unsere Kooperation in zentralen Bereichen wie gemeinsamer Forschung, Beschaffung sowie der EU-Sicherheits- und Verteidigungspolitik auf ein neues Fundament zu stellen. Seit dem Brexit gab es nur wenige strukturierte Partnerschaften in der Außen- und Sicherheitspolitik – dieser Pakt kann diese Lücke schließen. Darüber hinaus könnte er der britischen Rüstungsindustrie den Zugang zum 150-Milliarden-Euro-starken EU-Verteidigungsfonds SAFE eröffnen und damit neue Synergien schaffen.

Zwar bleiben offene Fragen, insbesondere hinsichtlich der finanziellen Beiträge des Vereinigten Königreichs zum SAFE-Fonds und der genauen Bedingungen für die Teilnahme britischer Unternehmen an EU-Verteidigungsprojekten. Dennoch ist angesichts der weltweiten Sicherheitsbedrohungen klar: EU und UK teilen Interessen und strategischen Herausforderungen. Dazu zählen die Unterstützung der Ukraine, die Abschreckung weiterer russischer Aggression auf dem europäischen Kontinent, eine wankelmütige US-Administration, sowie die Aufgabe, Resilienz und sozialen Zusammenhalt in unseren Gesellschaften zu stärken. Der euro-britische Verteidigungspakt ist ein Schritt in die richtige Richtung und ein Signal der Geschlossenheit und Handlungsfähigkeit in einer zunehmend unsicheren Welt."