01.06.2023

„Spiel mit dem Feuer“

Parlament fordert härteren Kampf gegen Antibiotikaresistenzen

Weltweit sterben jährlich mehr als 1,3 Millionen Menschen an antimikrobiellen Resistenzen. Allein in der Europäischen Union sind laut Angaben der EU-Kommission jedes Jahr 35.000 Todesfälle auf solche Resistenzen zurückzuführen, wobei die Zahlen schnell steigen. Die Weltgesundheitsorganisation stuft die Antibiotikaresistenz als eine der zehn größten Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit der Menschheit ein. In einem soeben beschlossenen Entschließungsantrag, basierend auf Empfehlungen der Kommission an den Rat, fordert das EU-Parlament mehr Ehrgeiz im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen.

Tiemo Wölken, S&D-Berichterstatter im Unterausschuss für Gesundheit und gesundheitspolitischer Sprecher der Europa-SPD:
„Das Parlament hat ein starkes Signal an die EU-Mitgliedstaaten gesendet, mehr Ehrgeiz im Kampf gegen Antibiotikaresistenz zu entwickeln, das Niveau der Empfehlung der Kommission beizubehalten und ehrgeizige nationale Ziele zu beschließen. Es ist klar, dass wir Maßnahmen ergreifen und antimikrobiellen Resistenzen bekämpfen müssen, bevor es zu spät ist. 

Antimikrobielle Resistenzen können nur durch einen sogenannten One-Health-Ansatz bekämpft werden, also dem Verständnis, dass die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander zusammenhängt. Zudem braucht es durch eine stärkere Koordinierung auf EU-, aber auch auf globaler Ebene. In diesem Zusammenhang müssen wir uns genau ansehen, wo antimikrobielle Mittel heute eingesetzt werden und wo wir ihren Einsatz in Zukunft möglicherweise einschränken müssen. Vor allem der Agrarsektor ist hier in der Pflicht. In Zeiten zunehmender Antibiotikaresistenz ist nicht mehr vertretbar, bestimmte Medikamente, die als letztes Mittel für Menschen verwendet werden, für die Lebensmittelproduktion einzusetzen. Wenn Antibiotika nicht umsichtig eingesetzt werden, können wir antimikrobiellen Resistenzen nicht verhindern. Deshalb verlangen wir im EU-Parlament eine ehrgeizigere Liste von Antibiotika, die speziell für den menschlichen Gebrauch reserviert sind. Alles andere wäre ein Spiel mit dem Feuer - und mit Menschenleben.

Darüber hinaus müssen pharmazeutische Abfälle in der Umwelt so weit wie möglich vermieden werden, da sie zur Verbreitung von Antibiotikaresistenzen führen. Die EU-Staaten müssen Maßnahmen zur Infektionsvorbeugung und -kontrolle umsetzen, ebenso wie präventive Maßnahmen wie Schulung und Aufklärung über den umsichtigen Einsatz von Antibiotika anbieten. Solche Initiativen werden oft übersehen, sind aber ebenfalls wichtig, um Antibiotikaresistenz effizient zu bekämpfen.

Die EU muss die Forschung und Entwicklung neuartiger Antibiotika weiter unterstützen, einschließlich Investitionen in alternative Behandlungsmethoden wie Bakteriophagen und andere medizinische Maßnahmen gegen antimikrobiellen Resistenzen, wie etwa der verstärkte Einsatz von Instrumenten zur Schnelldiagnose."