19.10.2022

Sauberen Sprit auf See nutzen

Parlament fordert nachhaltige Kraftstoffe im Schiffsverkehr

Erstmals soll es europäische Vereinbarungen für Treibhausgas-Einsparungen im Seeverkehr geben. Als Beitrag zur angestrebten Klimaneutralität der EU fordern die Abgeordneten, die Intensität des Treibhausgas-Ausstoßes von Schiffen zu verringern. Nach der heutigen Zustimmung des Europäischen Parlaments können umgehend die Trilog-Verhandlungen mit Rat und EU-Kommission über die Verordnung starten.

Ismail Ertug, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Europaabgeordneten:

„Der Schiffsverkehr ist das Rückgrat des europäischen Transportsystems. Er wird für einen Großteil des Außenhandels genutzt und spielt auch eine Rolle im Tourismus sowie für die Anbindung von Inseln und Küstenregionen an den europäischen Kontinent.

Mit den neuen Vereinbarungen soll die Treibhausgas-Intensität der eingesetzten Kraftstoffe in Schiffen, die in europäische Häfen ein- oder auslaufen, in mehreren Schritten gesenkt werden: ab 2025 um 2 Prozent, ab 2030 um 6 Prozent, ab 2035 um 20 Prozent und ab 2050 um 80 Prozent.

Zudem haben wir uns das Ziel gesetzt, 2 Prozent erneuerbare Kraftstoffe zu verwenden und vorgeschrieben, dass Container- und Passagierschiffe ab 2030 an den Liegeplätzen der wichtigsten EU-Häfen mit Landstrom versorgt werden müssen. Dies würde die Luftverschmutzung in den Häfen erheblich reduzieren und die Luftqualität der Menschen  vor Ort deutlich verbessern.“


Tiemo Wölken, klimapolitischer Sprecher der S&D-Fraktion:

„Wir brauchen synthetische Kraftstoffe wie Ammoniak, Methanol oder synthetischen Schiffsdiesel, um den Schiffsverkehr klimaneutral zu machen. Dieser Weg muss bereits heute eingeschlagen werden. Daher habe ich vorgeschlagen, neben einer Beimischungsquote für saubere Treibstoffe von 2 Prozent bis 2030 auch eine Quote von 6 Prozent für 2035 festzuschreiben.

Diese Forderung aus Industrie- und Umweltausschuss wird breit vom Schiffs- und Maschinenbau, der Wasserstoffwirtschaft, Reedereien und der Logistikbranche unterstützt. Absurd ist: Die EVP, die sonst keine Gelegenheit auslässt, Phrasen über Innovation zu dreschen, geht von Bord, wenn es tatsächlich darum geht, Innovation zu fördern. Absurd ist zudem, dass die EVP, die sich sonst den Schutz kleiner und mittelständischer Unternehmen auf die Fahnen schreibt, Firmen, die bis zu drei Schiffe betreiben, die Möglichkeit genommen hat, Gutschriften für eingesetzte saubere Kraftstoffe zu verkaufen.

Mit solchen Ansätzen gefährden CDU und CSU die Zukunft des Schiffsbaus in Europa und unterstützen statt innovativer, klimafreundlicher Treibstoffe aus der EU die Abhängigkeit von fossilen Energie-Importen und die Interessen weniger Mineralölkonzerne.“