06.12.2023

"Menschenrechte verteidigen ist aktueller denn je"

75 Jahre UN Menschenrechtskonvention // Sacharow-Preis

Am Sonntag, 10. Dezember, jährt sich die Unterzeichnung der UN-Menschenrechtskonvention zum 75. Mal. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahmen 58 Länder sie am 10. Dezember 1948 auf der Generalversammlung der Vereinten Nationen in Paris an.

Udo Bullmann, Vorsitzender des Unterausschusses für Menschenrechte im EU-Parlament: 

„Menschenrechte sind nicht selbstverständlich. Sie sind einer ständigen Bedrohung ausgesetzt. 75 Jahre nach der Verabschiedung der Menschenrechtserklärung brennt die Welt. Umso wichtiger ist es jetzt die Menschenrechte in all unserem Tun zu achten und auf der ganzen Welt zu verteidigen.

Wir können die Menschenrechte nicht wie eine Speisekarte in einem Restaurant behandeln und uns aussuchen, was uns gefällt. Es gibt keine Hierarchie unter den Menschenrechten.

Eine Gesellschaft mit freier Meinungsäußerung muss Kinder lesen und schreiben lernen lassen. Sie müssen gesund groß werden dürfen, mit guter Ernährung und einem sicheren Dach über dem Kopf. Sozialer Wohlstand und wirtschaftliche Entwicklung brauchen ein Fundament von Freiheit und von Mündigkeit. Das sind die Ziele zu denen der EU-Vertrag die europäische Politik verpflichtet."

Um die zu ehren die, sich für Menschenrechte einsetzen, vergibt das Europäische Parlament jedes Jahr den Sacharow-Preis. Dieses Jahr geht er an die verstorbene Iranerin Jina Mahsa Amini und die 'Woman, Life, Freedom'-Bewegung, die sich unermüdlich gegen die Unterdrückung von Frauen im Iran einsetzt.

Dazu Udo Bullmann:

„Die Vergabe des Sacharow-Preises an Jina Mahsa Amini und die 'Woman, Life, Freedom'-Bewegung im Iran bedeutet die Würdigung tausender mutiger Menschen, insbesondere Frauen im Iran, die sich gegen das brutale Regime und dessen blutige Unterdrückung stellen. Ihnen gebührt unser größter Respekt und meine herzliche Gratulation! Der Tod von Jina Mahsa Amini im letzten Jahr löste monatelange, landesweite, von Frauen angeführte Proteste aus, die zur Zielscheibe des Regimes und Auslöser weiterer Unterdrückung wurden.

Die Finalist*innen für den Sacharow-Preis verdienen unsere große Anerkennung, denn ihr unermüdlicher Einsatz für Menschenrechte setzt Maßstäbe für die Stärkung der Demokratie und den Kampf für Würde und Gerechtigkeit. Mit der Verleihung der Auszeichnung an Jina Mahsa Amini und die 'Woman, Life, Freedom'-Bewegung machen wir im Europäischen Parlament unsere uneingeschränkte Solidarität und Unterstützung für die iranische Gesellschaft erneut deutlich.“
 

Die 22-jährige Kurdin Jina Mahsa Amini war im September 2022 zu Besuch in Teheran, als sie von der sogenannten Sittenpolizei verhaftet und geschlagen wurde, weil sie den Hijab vermeintlich ‚falsch‘ trug. Ihr Tod wenige Tage später löste im Iran massive Proteste aus, bei denen Frauen an vorderster Front standen. Unter dem Motto ‚Frau, Leben, Freiheit‘ protestieren sie gegen das Hijab-Gesetz und andere diskriminierende Gesetze.

Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit wird seit 1988 jährlich an Personen und Organisationen verliehen, die sich für Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen. Er ist nach dem sowjetischen Physiker und politischen Dissidenten Andrei Sacharow benannt und mit einem Preisgeld von 50.000 Euro dotiert.