24.11.2021

"Zukunftssichere und krisenresistente Gesundheitspolitik schaffen"

Parlament fordert europäische Arzneimittelstrategie

Das Plenum des Parlaments hat am Mittwoch den Initiativbericht zur europäischen Arzneimittelstrategie für Europa verabschiedet

Tiemo Wölken, gesundheitspolitischer Sprecher der Europa-SPD:

„Die Corona-Pandemie hat aufgezeigt, dass eine enge Kooperation auf EU-Ebene Vorteile in der Forschung, der Prävention, der Frühdiagnose sowie der Behandlung und Nachbehandlung von Krankheiten und Krisensituationen bringt. Leider hat Covid-19 aber auch viele Lücken in der europäischen Gesundheitsvorsorge offengelegt. Mit der EU-Arzneimittelstrategie soll ein zukunftssicherer Rechtsrahmen geschaffen werden, bei dem die Patient*innen wieder in den Vordergrund gestellt und in das gesamte regulatorische Verfahren für Arzneimittel einbezogen werden.

Besonders problematisch ist, dass nicht der gesamte Bedarf an Therapien und Medikamenten abgedeckt wird, da sich teure Forschung in vielen Bereichen für Pharmaunternehmen nicht lohnt. Trotzdem muss den Betroffenen geholfen werden. Daher setzen wir uns dafür ein, dass Antrieb zukünftiger Forschung und Entwicklung nicht der kommerzielle Nutzen einiger großer Unternehmen ist, sondern der Bedarf der Patient*innen. Wichtige Investitionen in Forschung und Entwicklung neuer Arzneimittel für seltene Krankheiten oder neue Antibiotika fehlen und werden zu einer ernsten Bedrohung. Wir fordern die Kommission und Mitgliedsländer daher dringend auf an neuen Erstattungsmodellen zu arbeiten, bei denen bedeutsame Innovationen für Patient*innen gefördert werden.

Auch im Rahmen der öffentlichen Beschaffung müssen wir den Wettbewerb fördern und den Zugang zu Arzneimitteln verbessern. Bei der Beschaffung von Medikamenten darf nicht einzig und allein der Preis ausschlaggebend sein. Die Mitgliedsländer müssen aus der Pandemie lernen und die Kriterien Versorgungssicherheit, die Anwendung von Sozial-, Umwelt- und Qualitätsstandards oder eine diversifizierte Lieferkette berücksichtigen.

Die Gesundheitsunion muss dem digitalen Zeitalter angepasst werden. Von elektronischen Rezepten, über den Einsatz künstlicher Intelligenz und effizienteren Zulassungsverfahren bis hin zu einer interoperablen digitalen Infrastruktur für den europäischen Raum für Gesundheitsdaten wollen wir sicherstellen, dass Patient*innen von Fortschritten und dem digitalen Wandel profitieren."