22.04.2021

„Schluss mit Greenwashing“

Nachhaltigkeitspflichten für Unternehmen

Die Europäische Kommission hat am Mittwoch, 21. April 2021, einen Vorschlag für eine Richtlinie über Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen vorgelegt. Tiemo Wölken, rechtspolitischer Sprecher der S&D-Fraktion:

"Moderne Unternehmensmodelle sind von kurzsichtigen Anlegerinteressen angetrieben. Das Credo 'Mehr ist Mehr' hat uns in multiple ökologische und soziale Krisen geführt. Der Fokus von Unternehmensführung muss sich stärker auf das Wohl der gesamten Gesellschaft richten. Eine Planung von langfristigen Auswirkungen ist auch aus unternehmerischer Sicht sinnvoll. Vorstände müssen transparent über ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen berichten und Rechenschaft darüber ablegen, ob sie diese Ziele erreichen. Die Europäische Kommission stärkt und vereinheitlicht in ihrem Vorschlag diese Berichtspflichten.

Die bisherige Regelung war dafür ungenügend: Eine Untersuchung der Beratungsagentur Frank Bold zeigt, dass EU-weit nur jedes siebte Unternehmen über ein wissenschaftsbasiertes Klimaziel berichterstattet. Nur jedes fünfte Unternehmen berichtet, wie es seine menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten wahrnimmt. Wir wollen, dass Unternehmen sich nicht nur zur Einhaltung des 1,5°-Ziels bekennen, sondern mit konkreten Schritten auch dafür sorgen, dass sie das Paris-Abkommen einhalten, und das Erreichen dieser Ziele kontrollieren. In Zeiten des Klimanotfalls muss Schluss sein mit Greenwashing.

Der Vorschlag der Europäischen Kommission  fällt  in einigen Punkten leider hinter den Beschluss des Europäischen Parlaments vom Dezember 2020 zurück. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Berichterstattung direkt für alle in Risikobereichen tätigen Unternehmen verpflichtend wird, und nicht erst 2026 für kleine und mittelgroße Unternehmen. Außerdem sollten bei der Ausarbeitung der Strategien und Berichterstattung Betriebsräte und Gewerkschaften stärker beteiligt werden. Sie können Motoren von nachhaltigen Unternehmensveränderungen sein."