08.07.2020

"Von Fairness immer noch weit entfernt"

Frauen in der EU-Bankenaufsicht

Das Europäische Parlament stimmt heute, Mittwoch, 8. Juli 2020, über die Position des Exekutivdirektors der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde ab (EBA). Mit dem Vorschlag für Francois-Louis Michaud hat sich der Rat der Aufseher erneut gegen die Forderung des Europaparlaments nach einer geschlechterausgewogenen Shortlist von mindestens zwei Kandidierenden für Finanz-Spitzenpositionen in EU-Institutionen gestellt, kritisiert Joachim Schuster, wirtschafts- und finanzpolitischer Sprecher der SPD-Europaabgeordneten:

"In fast jedem Vorstand oder Aufsichtsgremium der europäischen Behörden zur Wirtschafts- und Währungspolitik sind wir von der Geschlechterparität weit entfernt. Wir schreiben das Jahr 2020. Ich bin es leid, die immer gleichen fadenscheinigen Ausreden zu hören, warum im Finanzsektor angeblich keine qualifizierten Kandidatinnen für Aufsichtsposten gefunden werden können. Das ist peinlich."

"Das Europäische Parlament hat in einer Resolution im vergangenen Jahr deutlich gemacht, dass wir nur einen geschlechterausgewogenen Vorschlag von mindestens zwei Kandidierenden für Spitzenpositionen in den Wirtschafts- und Finanzbehörden akzeptieren. Das Parlament muss bei der Abstimmung zeigen, dass es zu seinen Forderungen nach Geschlechtergerechtigkeit steht. Die Vertretung der europäischen Bürgerinnen und Bürger darf nicht zulassen, zum wiederholten Male übergangen zu werden. Wir können nicht in der EU für Geschlechtergerechtigkeit kämpfen, aber unsere eigenen Hausaufgaben nicht machen."

"Auch unsere konservativen Kolleginnen und Kollegen sollten ein geschlechtergerechtes Europa unterstützen, statt weiter männliche Kandidaten einfach durchzuwinken. Dass Genderparität noch immer keine Selbstverständlichkeit ist, wird an der aktuellen Debatte in der CDU um eine interne Frauenquote deutlich. Sollte Francois-Louis Michaud im Plenum durchfallen, muss die Bankenaufsichtsbehörde die Stelle neu ausschreiben und dem Parlament endlich mindestens eine Frau und einen Mann vorschlagen."